Bouldern mit Multipler Sklerose
Seit nun 6 Jahren gestalten wir in Zusammenarbeit mit der Boulderwelt München und der Boulderhalle E4 in Nürnberg ein- bis zweitägige Schnupperboulderkurse für junge MS-Betroffene.
Diese stoßen immer auf regen Zulauf und große Begeisterung, da viele – gerade jüngere Betroffene – sich für diesen Sport interessieren, aber aufgrund ihrer Krankheit oder Einschränkungen sich oft nicht trauen, an „regulären“ Boulderkursen der Kletter- oder Boulderhallen teilzunehmen.
Die Tage sind toll. Es ist eine solche Freude zu erleben, wie innerhalb dieser kurzen Zeit, unsere Kursteilnehmer mutiger werden und über sich hinauswachsen. Bouldern hat so viele positive Nebenwirkungen, gerade bei Multipler Sklerose:
- Verbesserung der Koordination
- Reduzierung der Spastik
- Positive Auswirkungen auf die Fatigue
- Verbesserung des Körpergefühls und der Stabilität im Körper insgesamt
- Steigerung des Selbstbewusstseins
So kam uns die Idee nachhaltig und dauerhaft MS-Betroffene zu unterstützen. Und zwar mit dem was wir am besten können: gemeinsames Training!
Die Projektidee:
Die Kletter-Werkstatt gestaltet für eine Gruppe von etwa 6 Teilnehmer*innen einen fortlaufenden Boulderkurs über 10 Trainingseinheiten. Unterstützt werden wir hierin von unserem Kooperationspartner der Boulderwelt München mit vergünstigten Eintrittspreisen und Leihmaterial.
Der Auftakt ist ein gemeinsames Schnupper-Bouldern Anfang März, das von gespendet wurde.
Damit wir starten können, sind wir auf deine Unterstützung angewiesen:
Der DMSG Bayern e.V. hat ein Spendenkonto mit eigener Kostenstelle eingerichtet, so dass sichergestellt wird, dass deine Spende zu 100% in das Projekt fließt:
HypoVereinsbank München
IBAN DE92 7002 0270 5803 7510 82
Verwendungszweck: ‘Bouldertraining Kletter-Werkstatt’
Sollten zu wenig Spendengelder eingehen, um den Kurs fortlaufend zu finanzieren, werden ggf. Ausfälle von der Kletter-Werkstatt kompensiert. Laufen mehr Gelder auf als für den fortlaufenden Kurs benötigt werden, können zusätzliche Boulder- oder Kletterprojekte mit der Kletter-Werkstatt unterstützt werden.
Ein persönlicher Bericht von Christiane
Bouldern mit Multipler Sklerose, geht das eigentlich? Ja! Und sogar sehr gut.
Ich lebe nun seit über 25 Jahren mit der Diagnose Multipler Sklerose und habe in dieser Zeit schon einige Gesichter dieser Krankheit kennengelernt.
Klettern war schon immer eine Sportart, die mich faszinierte. Aber erst vor 5 Jahren habe ich endlich den Schritt gewagt und in der MS-Klettergruppe „MS on the Rocks“ mit dem Klettern angefangen. Schnell merkte ich, dass es mir eigentlich viel zu wenig ist, einmal die Woche an der Wand zu sein. Geleitet von der Idee, möglichst ohne großen Aufwand diesen Sport zu betreiben, bin ich dann zum Bouldern gekommen. Klettern ohne Seil und in Absprunghöhe – Geht das auch, wenn man nicht mehr soooo fit ist…?
Ausprobieren war meine Devise und so hatte ich mich mit einer Freundin zu einem Schnupperkurs in der Boulderwelt München Ost angemeldet. Gleich am ersten Kursabend hatte uns das Fieber gepackt.
Nach einiger Zeit regelmäßigen bouldern konnte ich positive Nebenwirkungen feststellen. Neben dem ganzen Spaß hat sich nicht nur meine Spastik, Koordination und Rumpfstabilität enorm verbesserten, sondern auch meine Fatigue ist deutlich weniger geworden.
Da ich immer noch mehr im Bereich Klettern und Bouldern ausprobieren wollte, machte mich eine Kollegin auf Melanie Michalski und ihre „Kletter-Werkstatt“ aufmerksam. Für mich als MS-Betroffene ist es ein sehr positiver Aspekt, dass Melanie Psychologin ist, da ich aufgrund meiner Krankheit doch ein paar Defizite hinnehmen muss. Ein Boulderworkshop unter dem Motto „Von der Halle an den Fels“ in der Silvretta war mein Ziel.
Bei der Anmeldung war ich mir zwar etwas unsicher, ob Bouldern am „echten Fels“ und auf über 2000 m überhaupt etwas für mich sein könnte, aber Melanie bekräftigte mich in meinem Vorhaben. So war es ein ganz besonderes Erlebnis und hat mir viele neue Erkenntnisse gebracht, v.a. die, dass ich eigentlich zu wesentlich mehr in der Lage bin, als ich oft glaube und dass es durchaus möglich ist, seine Grenzen zu erweitern.
Heute gehe ich regelmäßig bouldern und habe seit kurzen auch das Klettern am Naturfels für mich entdeckt. Ich bin gespannt wie es noch weitergeht 🙂
Christiane Zink