Road Trip – München – Ceuse – München
Unsere etwas andere Hochzeitsreise: wie in jeder Beziehung der Weg das Ziel wird und uns unvergessliche Momente beschert!
Nach der Überlegung, warum nicht den ganzen Sommer in der Fränkischen zu bleiben, sind wir letztendlich gen Süd-Westen aufgebrochen, mit dem klaren Ziel: Ceuse – wieder einmal klettern am besten Fels der Welt.
Und da wir nicht gerne lange im Auto sitzen, haben wir eine Stecke gewählt, auf der viele erstklassige Klettergebiete liegen:
1. Zwischenstopp: Voralp (Schweiz)
Ein traumhaftes und sehr anspruchsvolles Sommer- und Regen-Gebiet: Die Kulisse ist herausragend, der See liegt umgeben von hohen Bergen und dem Klang der Kuhglocken.
Die Wand erfordert jede Menge Erinnerungsvermögen und taktisches Vorgehen, Rastpositionen sind Mangelware. Unsere Tourentips: Lucy (7c+) und Mordillo (8a+). Zwei geniale Linien, mit technisch anspruchsvollen Einzelstellen und jeder Menge Gelegenheit die Kraftausdauer und mentale Stärke aufzubauen.
Auch die etwas leichteren Routen, wie die beiden 6b+ auf der linken Seite, oder auch Helix (7a) und Rapunzel (7b) sind sehr empfehlenswert.
2. Zwischenstopp: Magic Wood (Schweiz)
In dem Märchenwald oberhalb des Flusses gibt es unzählige Boulder mit tollen Linien ab 6B fb und vielen Klassikern, die immer eine Reise wert sind. Nicht selten trifft man hier Berühmtheiten aus der Kletter- & Boulderszene.
Vor einigen Jahren stand es mal kurz vor der Schließung, somit unser Appell an alle Kletterer: Bitte geht auf den Campingplatz und haltet den Wald sauber! Wir wollen ja noch lange Zeit dort gemeinsam an Problemen tüfteln!
3. Stopp: Entraygues (Briançon)
Auf 1700 Meter nordseitig gelegen, ist es ein echtes Sommergebiet mit abwechslungsreichen Touren von 6b+ bis 9a+ in Gneisgestein. Besonders gut fanden wir ‚Entre elles’ (7a), und ‚la Tordeues de Mélèzes’ (8a)
Übernachtet haben wir auf der Wiese vor dem Fluss umrandet von mit der einzigartigen Kulisse, wo sich Wolf und Luchs wieder gute Nacht sagen.
4. Stopp: Ailefroide (Briançon)
Nach 3 kletterintensiven Tagen sind wir ins Naturschutzgebiet Ailefroide weiter gefahren. In der Gegend ist wildes Campen- auch im Bus streng untersagt. Es gibt die Möglichkeit für 6 Euro pro Auto auf der anderen Seite des Ortes, zu parken. Am besten ihr meldet euch am Ortseingang beim Campingplatz an.
Insgesamt ist Ailefroide ein Paradies, sowohl für Anfänger im Bouldern und Sportklettern, als auch für Hardliner im alpinen Bereich.
Unser Ziel: Face Bouc – mein persönliches Highlight auf der Reise: erstklassischer Granit mit viel Abwechslung. Es fühlt sich an wie Bouldern am Seil – genial! Ich kann gar nicht sagen welche Tour die Beste war, alle wollen geklettert werden!
5. Stopp: Rue des Masques (Briançon)
Ein weiteres Sahne-Häubchen um Briançon ist das Konglomerat-Gebiet Rue des Masques.
Beeindruckende Wände in einem Canyon, so dass oft ein kühler Wind weht. Hier findet man Linien in allen Schwierigkeitsgraden bis 8b+ wie gemacht für kleine Hände und bewegliche Hüften. Mit die ersten Routen und absolute Klassiker hier: ‚Le druide en goguette’ und ‚La truite’ (beides 7c).
Unser Fazit zu Briançon: Absolut empfehlenswert. Die Kletterei ist durch die unterschiedlichen Gesteinsarten und Ausrichtungen sehr abwechslungsreich, so dass hier jeder auf seine Kosten kommt.
Die Landschaft ist wunderschön und gerade im Herbst findet man hier ganz abgelegene, menschenleere Plätzchen zum relaxen und Energie tanken.
Ziel bzw. 6. Stopp – Ceuse:
Erst mal oben, war klar: es ist viel zu warm in der Sonne. Also nichts wie zu Face Est: Super Felsqualität, dafür weniger abgespeckt wie in den Hauptsektoren und der Schatten kommt schon um ca. 15Uhr.
Nach 5 viel zu kurzen Klettertagen war klar: Wir müssen unseren Zielort früher verlassen als gedacht. So wurde unser Ziel nur eine weitere Etappe auf unserem Roadtrip durch 5 Länder. Weitere Infos zum Gebiet findest du hier: https://kletter-werkstatt.de/2017/10/09/ceuse/
7. Stopp La Saume (Briançon)
Hammer, Mega, einfach genial!
Das nordseitige Sommergebiet Gebiet La Saume auf mehr als 2000 Meter gelegen bietet von anspruchsvollen Platten in den ersten Seillängen bis technische Wandkletterei bis 8c, alles was das Kletterherz höher schlagen lässt.
Am Fuße des Berges geparkt sind wir die knapp 1000 Höhenmeter zugestiegen und wurden nicht enttäuscht. Vor uns erstreckte sich ein Felsmassiv aus bestem kompaktem Kalk. Die Lage ist herrlich und am Felsfuß gibt es Trinkwasser. Unser Tip: ‚Petite danseuse’ (8a) und die ersten plattigen und technisch anspruchsvollen Seillängen im Hauptsektor.
8. Stopp: Massone (Arco)
Nach wie vor geniale Touren, die allerdings etwas in die Jahre gekommen sind: gerade die unteren Sektoren sind wunderbar geeignet um zu lernen seinen Füßen zu vertrauen. Doch Obacht: so manche Aufwärmtour kann hier zum Projekt werden. 🙂
Der Sektor ‚IL PUEBLO’ bietet tolle Linien ab 7b+. Dieser Sektor ist auf jeden Fall einen Besuch wert, egal ob mit oder ohne Kletterschuhe, da hier eine der eindruckvollsten Touren Italiens zu finden ist: ‚Underground’ (9a). Zudem kann man hier viele ambitionierte Kletterer beobachten, die sich an den Klassikern in Arco die Finger lang ziehen.
9. Stopp: Padaro (Arco)
Das neue Lieblingsgebiet der südbayrischen Kletterszene – und zurecht!
Padaro hat tolle Wandkletterei, Sintertouren, Boulderrouten und 45 Meter-Ausdauerhämmer ab 6c bis 9a – also alles was das Kletterherz begehrt.
Ein absolutes Kletterhighlight ist der Sektor AMICI – hier gibt es tolle Sinterlinien mit herrlichem Ausblick.
Bitte nehmt beim Parken und am Fels Rücksicht auf die Anwohner, so dass wir dort noch lange Freude haben werden.
Unser Fazit:
Unser Road-Trip war einfach genial! Stellt sich natürlich die Frage was das Klettern mit dem Leben zu tun hat? Wiedermal: ALLES!
Als frisch verheiratetes Paar sind wir noch lange nicht angekommen, sondern unsere gemeinsame Reise hat eben erst begonnen. Unser Ziel: gemeinsam einen Weg, unseren Weg zu gehen, dabei aufmerksam und spontan zu bleiben und andere Richtungen einzuschlagen und manchmal einen Moment länger zu verweilen, weil es gerade so schön ist!
Melanie