Wie klettere ich schwerer?

10 Gebote um schnell einen neuen Grad zu erreichen.

Ein provokanter Artikel, der dir helfen kann endlich schwerer zu klettern und einen neuen Grad zu erreichen:

Gebot Nummer 1: Geh bouldern!

Bouldern macht stark und trainiert automatisch Maximal- und Fingerkraft. Anstelle von einem Schlüsselzug machst du 100.
Natürlich nur, wenn du auch für dich schwere Boulder aussuchst, auch im Anti-Style.
In der Halle kannst du dynamische Bewegungen üben und am Fels wunderbar an deiner Tritt-Technik arbeiten.

Gebot Nummer 2: Fuck the Campusboard!

Wenn du schon 8c kletterst, ein Projekt ohne Tritte hast, dann geh ans Campusboard. Ansonsten eignet es sich auch gut um Ausreden zu schaffen: Schulter- und Fingerverletzungen!
Wenn du weder 8c kletterst noch Lust auf Verletzungen hast, dann spar dir die Zeit und trainiere lieber deine Technik und deinen Kopf!

Gebot Nummer 3: Krieg deinen Kopf klar!

80% aller Klettter*innen haben mentale Probleme, die sie hindern stärker zu klettern. Es fehlt meist nie an Kraft, und selten an Technik.
Und ja, mentales Training ist anstrengend, da man sich mit sich auseinander setzen muss, es erfordert Zeit und Geduld und manchmal muss man in die dunklen Ecken schauen, doch es zahlt sich aus!

Gebot Nummer 4: Geh mit Stärkeren klettern!

Such dir Leute, die schwerer klettern wie du, geh in ihre Touren, lass dir die Expressen einhängen, schau dir Bewegungen ab und lass dir Züge zeigen. Du hast niemand der schwerer klettert? Dann nimm dir einen Klettercoach.

Gebot Nummer 5: Geh in schwere Routen!

Du willst eine 7b klettern und hast noch nie eine probiert? Wie willst du schwerer klettern? Wie willst du den Grad klettern, wenn du nicht rein gehst? Trau dich, nichts wie rein in das Vergnügen und spielen!

Gebot Nummer 6: Stell dich Unbekanntem Kletterterrain! Trainiere Neues! 

Warum nur trainieren wir so gerne was wir eh schon können? Ach ja: es gibt uns ein gutes Gefühl und lässt unsere Brust anschwellen – hilft nur nicht!
Trainiere das was du nicht kannst! Doch dazu überlege dir ernsthaft was deine Schwachstellen sind und dann mach es dir darin richtig ungemütlich! Such dir ein schönes Projekt z.B. im Überhang, mit Riss, anderem Gestein, etc und nichts wie rein und lernen! Du wirst belohnt- versprochen!

Gebot Nummer 7: Hör auf Entschuldigungen zu suchen!

Es gibt nichts Schlimmeres was uns hindert etwas zu tun als unsere eigenen Entschuldigungen. Nimm den Kopf aus dem Sand, krempel die Ärmel hoch und pack es an, egal wie groß oder klein du bist, schlecht du geschlafen hast, wie speckig der Fels oder geneigt die Tour ist. Ansonsten kannst du auch daheim bleiben und Kuchen essen.

Gebot Nummer 8: Gib Alles!

Gibst du bereits auf bevor du eingestiegen bist, den Schlüsselzug geklettert hast oder vielleicht sogar noch im Auto sitzt?
Eine gute Projekttour muss schwer sein, sonst ist es kein Projekt! Zu Beginn ist jeder Schlüsselzug fast unmöglich und der Durchstieg nicht vorstellbar.
Mach dir vor jedem Einstieg klar, was dein Ziel im nächsten Go ist! Willst du die Züge optimieren, Rastpunkte finden, oder sie punkten? Triff deine Entscheidung und dann: Gib Alles!

Gebot Nummer 9: Hör auf den Pump zu trainieren!

Ein Zuwachs an Ausdauer bedeutet einen Verlust an Kraft! Trainiere nicht deine Ausdauer!
Laktat ist Gift für die Muskeln und macht sie müde!
Frag dich lieber: ‚Falle ich gerade weil ich zu wenig Ausdauer habe oder weil ich…

  1. …die Züge noch nicht kann?
  2. …Angst habe und zu stark zugreife?
  3. …nicht alles gebe?
  4. …einen effizienteren Weg für den ersten Teil der Tour brauche?
  5. …keine Ruhepunkte finde bzw. überhaupt nicht raste?
  6. …nicht schnell genug klettere?

Gebot Nummer 10: Es gibt keinen Ersatz für Alter und Gerissenheit!

Wenn du weder jung noch talentiert bist und dennoch schwer klettern willst, dann greif in die Trickkiste und stell dir folgende Fragen:

  • Verschwendest du die Hälfte deiner Energie und probierst die Schlüsselstelle in der Sonne, oder wartest du bis es etwas kühler ist?
  • Machst du Fehler in der Schlüsselstelle weil du einfach darauf loskletterst oder gehst du sie bevor du einsteigst im Kopf durch und machst dir einen Plan?
  • Verbrauchst du all deine Energie, um die Expressen einzuhängen oder fragst du deine*n stärkere*m Kletterpartner*in bzw. nutzt den Klippstick, um Energie zu sparen?
  • Steigst du blind ein oder markierst du dir die Griffe und bürstest sie (bzw. bittest den/die Kletterer*in davor dies für dich zu tun)?
  • Kennst du deine Ruhepunkte?
  • Hast du die Methoden von anderen für dich überprüft oder machst du es dir unnötig schwer, weil du alles alleine machen willst?

So, und jetzt viel Spaß beim klettern – auch mal außerhalb der vertrauten Komfortzone! 😉